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Wohnwagen abstützen und ausrichten – wie du häufige Fehler vermeidest
Wie richte ich meinen Wohnwagen aus? Darf ich zum Nivellieren die Stützen verwenden? Und wie bocke ich meinen Wohnwagen bei längeren Standzeiten auf? Drei der wohl am häufigsten gestellten Fragen (nicht nur) unter Wohnwagen-Einsteigern – und ein Thema, bei dem gefährliches Halbwissen kursiert. Auf geradem Untergrund brauchst du dich in der Regel nur um einen stabilen Stand zu kümmern. Ist das Gelände jedoch schon leicht uneben, musst du eine Nivellierung vornehmen. Wir erklären dir, wie das richtig geht und was du auf keinen Fall tun solltest.
Inhaltsverzeichnis
- Grundwissen: Übersicht über die verschiedenen Wohnwagen-Stützensysteme
- Wohnwagen abstützen und ausrichten – Dos und Don’ts
- Auffahrkeile nutzen
- Handbremse anziehen oder nicht?
- Wohnwagen abstützen bei Überwinterung und längeren Standzeiten
- Radwechsel: Wagenheber oder Wohnwagenstützen?
- Tipps zum Hören: Wohnwagen abstützen und ausrichten im Podcast
- Fazit
Grundwissen: Übersicht über die verschiedenen Wohnwagen-Stützensysteme
Mechanische Stützen
Standardmäßig sind Wohnwagen in aller Regel mit vier mechanischen Stützen, auch Steckstützen genannt, ausgestattet, die an den Ecken des Caravans sitzen und von Hand hoch- und heruntergekurbelt werden. Deshalb werden sie oftmals auch als Kurbelstützen bezeichnet. Diese Stützensysteme sind in unterschiedlichen Varianten und Belastungsgraden für alle Wohnwagen-Chassis erhältlich und können meist problemlos ausgetauscht oder nachgerüstet werden.
Zum Aus- und Einfahren der Wohnwagenstützen benutzt du eine Kurbel, die ähnlich wie eine Markisenkurbel gebaut ist und auch genau so eingesetzt wird.
Manchmal siehst du vielleicht auch Camper:innen, die mit einem Akkuschrauber an den Stützen hantieren. Diese “Alternative für Faule” (die wir übrigens auch nutzen) erscheint auf den ersten Blick sehr charmant, birgt aber ihre Gefahren: Wenn du den Akkuschrauber zum Beispiel mit zu hoher Leistung fährst, kann das zu Schäden am Gewinde, an der Schraubaufnahme oder sogar am Aufbau führen. Chassis- und Stützenhersteller wie die Firma AL-KO raten daher von dieser Technik ab.
Thimo Boehm, Kundenberater im Kundendienst bei AL-KO Fahrzeugtechnik, warnt ausdrücklich davor: „Wir sehen häufig gravierende Schäden wie Verbiegungen an den Stützen oder sogar am Fahrgestell, die eindeutig durch den Akkuschrauber verursacht wurden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch sehr teuer werden, denn in einem solchen Fall können Gewährleistung oder Garantie verfallen. Gerade bei Chassis-Schäden geht eine solche Reparatur richtig ins Geld.“
Überleg dir also gut, ob du doch lieber ein bisschen Fitnesstraining machen und die Stützen von Hand kurbeln willst. Falls du das „Akkuschrauber-Risiko“ aber bewusst in Kauf nehmen möchtest, solltest du aber unbedingt darauf achten, einen möglichst niedrigen Drehmoment einzustellen, damit der Akkuschrauber bei Bodenkontakt der Stützen umgehend stoppt.
Elektrische Stützen
Deutlich komfortabler läuft das Ganze bei Stützensystemen mit Elektromotor ab. Hier fahren die Stützen auf Knopfdruck aus, du musst also nicht mehr auf dem Boden herumrobben und die Armmuskeln spielen lassen.
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Rückenproblemen wie auch für Camper:innen, die häufig den Standort wechseln, sind Hubstützen ein unschätzbarer Vorteil. Ein weiteres Plus dieser Variante: Hat dein Wohnwagen elektrische Stützen, kannst du näher an Hecken oder anderen Parzellenbegrenzungen parken, da du keinen Platz mehr fürs Kurbeln einplanen musst.
Weitere Infos
Hydraulische Stützen
Die Königsklasse: das hydraulische Stützensystem. Anders als bei Wohnmobilen ist diese Technik bei Wohnwagen noch relativ neu. Hydraulische Stützen bestehen aus zwei Hauptstützen an der Achse und vier Stützen an den Ecken, die per Bedienpanel, kabellosem Touchscreen oder Smartphone gesteuert werden.
Das Faszinierende an diesem, zugegebenermaßen nicht ganz billigen, Modell: Der Wohnwagen richtet sich vollautomatisch aus. Ein manuelles Nachjustieren ist in aller Regel nicht mehr nötig. Im Unterschied zu Kurbelstützen oder elektrischen Stützen verursacht das Nivellieren über dieses neue System keine Schäden an Boden und Aufbau. Es ist also das Einzige, das guten Gewissens und ganz offiziell zum Ausrichtgen genutzt werden darf.
Wohnwagen abstützen und ausrichten – Dos und Don’ts
Bist du erst einmal auf dem Campingplatz angekommen, muss der Wohnwagen abgestellt, ausgerichtet und gestützt werden. Hier passieren die häufigsten Fehler, denn noch immer denken viele Camper:innen, dass die Stützen auch zum Nivellieren das Caravans verwendet werden dürfen. Das ist nicht der Fall! Wenn du deinen Wohnwagen mit den Stützen anhebst – egal, ob zum Ausrichten oder auch, um etwa einen Reifen zu wechseln – wirken ungeahnte Kräfte auf Boden und Chassis ein.
Die Folge: Das Fahrgestell kann sich verziehen und es entstehen Schäden an Boden und Aufbau. Die einzige Ausnahme: Das oben beschriebene hydraulische Stützensystem „levelC“, das durch seine spezielle Bauweise auch zum Nivellieren und Anheben verwendet werden darf.
Bei den mechanischen und elektrischen Systemen empfehlen wir zum Abstützen und Ausrichten folgende Vorgehensweise:
Auffahrkeile nutzen
Eine sehr gute und praktikable Lösung für das Nivellieren des Wohnwagens sind die bereits erwähnten Auffahrkeile. Damit kannst du unebenes oder abschüssiges Terrain in der Regel problemlos ausgleichen. Wir raten dir dazu, dir gleich zwei Stück zu kaufen, auch wenn du den meisten Fällen nur einen benötigen wirst – so bist du für (fast) alle Eventualitäten gerüstet.
Die richtige Anwendung von Auffahrkeilen
Bei unebenem Gelände: Ist die Parzelle uneben oder weist eine leichte Neigung auf, steht der Wohnwagen üblicherweise auf einer Seite (also in der Querachse) etwas schief. Hier genügt es, wenn du den Auffahrkeil unter das Rad der „hängenden“ Seite legst und den Wohnwagen mit dem Zugfahrzeug oder dem Rangierantrieb drauffährst. Bei leichten Caravans kann es auch mit manuellem Schieben oder Ziehen klappen, das ist jedoch sehr viel mühsamer und benötigt Kraft und etwas Geschick. Eine Person sollte dabei vorne an der Deichsel stehen, um die Handbremse schnell betätigen zu können, sobald der Anhänger die richtige Position erreicht hat.
Bei abschüssigem Gelände: Ist der Stellplatz stärker geneigt, kann es sein, dass die Nivellierung in der Längsachse, also vom Heck in Richtung Deichsel, nicht alleine über das Stützrad erfolgen kann. Dann benötigst du unter beiden Rädern jeweils einen Auffahrkeil, gehst aber im Prinzip genauso vor wie oben beschrieben.
Alternative zu Auffahrkeilen: Luftkissen
Falls du keinen Mover (Rangierantrieb) besitzt und das Rangieren mit dem Zugfahrzeug oder ein händisches Schieben nicht möglich ist, kannst du es auch mit einem Luftkissen probieren. Dieses Zubehör wird im leeren Zustand unter das Rad gelegt, der Wohnwagen draufgeschoben und das Kissen dann aufgepumpt.
Wir selbst haben damit bisher keine Erfahrungen sammeln können, die Rückmeldungen aus der Camper-Community sind durchwachsen. Viele sind absolut begeistert von dieser Alternative, andere berichten, dass sie nicht gut damit zurechtkommen oder ihre Hebekissen nach einiger Zeit Luft verlieren. Hier ist es sicherlich ratsam, beim Kauf auf beste Qualität zu achten und die Bewertungen anderer Nutzer:innen intensiv zu studieren.
Handbremse anziehen oder nicht?
Die angezogene Handbremse soll ein ungewünschtes Bewegen des Wohnwagens verhindern. Auf einem ebenen Stellplatz verhindern die ausgefahrenen Stützen im Normalfall ein Wegrollen des Fahrzeugs. Ob du die Handbremse trotzdem anziehst, kannst du nun nach individueller Vorliebe entscheiden. Beachte aber: Eine angezogene Handbremse kann zu Geräuschen führen, wenn du dich im Wohnwagen bewegst. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und langer Standzeit könnte die Bremse schlimmstenfalls festrosten.
Wohnwagen abstützen bei Überwinterung und längeren Standzeiten
Ob Winterpause oder (ungewollte) lange Standzeit: Bei längerem Abstellen ist ein “Aufbocken” über die Stützen ebenfalls tabu. Grundsätzlich ist dies heute auch nicht mehr nötig – die modernen Fahrwerke sind so konstruiert, dass sie eine lange Standzeit im wörtlichen Sinne gut überstehen. Was jedoch Schaden nehmen kann, sind die Federungen und vor allem die Reifen. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, wenn du die Achsen deines Wohnwagens über kleine “Böckchen” entlastest. Die beste Stelle dafür ist in Achsnähe – hier ist das Fahrgestell besonders stabil gebaut.
Achtung: Den Wohnwagen dabei bitte nicht “aus der Achse heben”, denn auch das kann dem Fahrwerk schaden. Es reicht völlig aus, die Räder soweit zu entlasten, dass sie noch leichten Bodenkontakt haben. Die Stützen können für einen stabilen Stand zusätzlich ausgefahren werden. Um eventuellen Standschäden an den Reifen vorzubeugen, empfehlen wir, den Caravan ab und an zu bewegen – vor allem, wenn du die Achsen nicht über kleine „Böckchen“ entlastest.
Radwechsel: Wagenheber oder Wohnwagenstützen?
Auch wenn wir uns wiederholen: Stützen heißen Stützen, weil man damit den Wohnwagen stützt! Und das ist auch schon die Antwort auf diese Frage. Wenn du also nicht gerade das oben bereits genannte „levelC“-System besitzt, darfst du den Caravan auch bei einem Reifen- oder Radwechsel nicht mit den Stützen aus dem Stand heben. Denn hier würden ungeahnte Kräfte auf den Unterbau deines Wohnwagens wirken und könnten Fahrgestell und Aufbau schwer beschädigen.
Deshalb solltest du dir auf alle Fälle einen Wagenheber besorgen. Am besten einen, der speziell für das Fahrgestell deines Caravans konzipiert ist. Hierfür kannst du zum Beispiel direkt beim Chassis-Hersteller anfragen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine mechanische oder eine hydraulische Variante handelt – Hauptsache, der Wagenheber kann das Gewicht deines Wohnwagens stemmen und lässt sich problemlos an den vorgesehenen Aufnahmepunkten am Chassis ansetzen. Beim hydraulischen „levelC“-System sieht die Sache anders aus: Hier tragen nicht die vier Eckstützen, sondern die zwei Hauptstützen an der Achse den Löwenanteil des Gewichts. Deshalb kannst du diese Stützen sorglos auch zum Reifenwechsel nutzen – in diesem Fall besteht keine Gefahr, dass sich dein Fahrgestell verzieht oder die Stempel in den Aufbau drücken. Allerdings solltest du unbedingt den Wohnwagen zusätzlich noch mechanisch sichern.
Tipps zum Hören: Wohnwagen abstützen und ausrichten im Podcast
Auch in unserem Podcast sprechen Nele und Sebastian über das Thema „Wohnwagen und Wohnmobil abstützen und ausrichten“. Alle Informationen und Tipps im Gespräch: Hör doch mal rein:
Fazit
Wohnwagen abstützen, nivellieren, aufbocken – Themen, bei dem ein falscher Handgriff zu unschönen Folgen führen kann. Um deinen Caravan sicher abzustützen, richtig in die Waage zu bringen und bei längeren Standzeiten sinnvoll abzustellen, existieren zahlreiche Produkte auf dem Markt, die für jeden Wohnwagen ein komfortables Handling ermöglichen.
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Technikverliebter Nerd, der mit Frau, Hund und Gasgrill seit 2015 im Wohnmobil lebt – derzeit in einem Clou Liner. Im Winter im Süden, im Sommer im Norden, als digitaler Nomade immer auf Reisen.
Lieblingsspots: Am Wasser.
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